Sportschütze werden?

Vom Schnupperschießen zum ersten eigenen „Sportgerät“

Irgendwann im Sommer 2015 war ich auf der Suche nach einem neuen Hobby und landete schließlich auf der Webseite der Kgl. priv. Schützengilde Straubing. Mit einer scharfen Waffe geschossen hatte ich seit dem Wehrdienst nicht mehr – und der war 1995. Gefallen hatte mir das Schießen schon beim Bund und brauchbare Ergebnisse hatte ich damals auch erzielt. Also warum nicht mal wieder schießen? Ok, das wurde ich mal ausprobieren, aber einfach mal hinfahren oder vorher nachfragen wie das alles abläuft? Ich entschied mich für’s Nachfragen und nahm über die Kontaktdaten auf der Webseite Verbindung mit dem zweiten Schützenmeister auf. Nach einem kurzen Gespräch lud er mich ein, ich sollte vorbei zu kommen und mir die Schießanlagen anzuschauen. Also Termin vereinbart, hingefahren und eine kleine Führung bekommen. Dann natürlich noch einige Informationen zum eventuellen Beitritt, Gebühren und so.

Und dann wurde es spannend, nachdem ich ja schon mal da war, wollte ich natürlich auch schießen. Das ging auch ohne Mitgliedschaft, als „Schnupperschießen“ mit einer Tagesversicherung des Verbandes und selbstverständlich nur mit einer Einweisung und mit Betreuung durch einen erfahrenen Schützen. Ich bekam also einen Kleinkaliber-Revolver erklärt und dann in die Hand gedrückt. Dazu gab es noch ein paar Tipps, wie man sich hinstellt, wie man zielt und worauf man bei Abdrücken achten muss. Und dann ging es los, der erste scharfe Schuss seit der Bundeswehr! Der war dann auch tatsächlich einigermaßen brauchbar auf der Scheibe, die immerhin 25m weit weg ist und auch bei den weiteren 49 Schuss aus dem ersten Packerl hab ich mich nicht zu sehr blamiert. Natürlich geht mal was daneben, aber es hat Spaß gemacht, ich merkte ich hab grundsätzlich ein Gefühl für diesen Sport und zugleich wusste ich: Ich hatte mein neues Hobby gefunden!

Bei der nächsten Gelegenheit habe ich gleich einen Aufnahmeantrag ausgefüllt und ging relativ regelmäßig zu den Schießzeiten zum Trainieren. Eine gewisse Regelmäßigkeit ist übrigens auch die Voraussetzung um später ein Bedürfnis für eine eigene Waffe zu erlangen. Der Gesetzgeber gibt dazu vor entweder mindestens einmal pro Monat oder wenn das nicht möglich ist mindestens 18x pro Jahr den Schießsport auszuüben. Weder die 12x noch die 18x waren ein Problem für mich, da ich bald schon zweimal pro Woche am Schießstand war. Der Ehrgeiz hatte mich gepackt und ich wollte mich verbessern. Natürlich war bei den ersten Wettkämpfen (Vereinsmeisterschaft, Gaumeisterschaft) noch sehr viel Luft nach oben, aber allein durch die Teilnahme lernt man schon wieder dazu. Apropos lernen, lernen muss man auch und zwar für die „Waffensachkunde Prüfung“. Die ist eine der weiteren Voraussetzungen auf dem weiten Weg zur ersten „eigenen Waffe“. Der Schützengau Straubing-Bogen führt jährlich mindestens einmal einen Lehrgang zur Waffensachkunde durch, praktischerweise bei der Schützengilde Straubing. Der Kurs besteht aus vier Abenden Theorie und Praxis und aus einem Prüfungsabend, wo wiederum Theorie und Praxis geprüft wird. Sich bereits vorher im Internet oder mit Hilfe eines kleinen Sachbuchs schlau zu machen schadet nicht, es steckt aber auch alles was man wissen muss in den Schulungsabenden. Im März 2016 legte ich dann mit vielen anderen die Prüfung zur Waffensachkunde ab und hatte damit eine weitere Hürde genommen.

Nun hieß es warten bis das erste Jahr im Verein bzw. im Verband zu Ende ging, denn vorher geht nix! Erst nach einem vollen Jahr als aktiver (regelmäßiger s.o.) Sportschütze kann man beim Ordnungsamt oder beim Landratsamt überhaupt einen Antrag auf eine WBK (Waffenbesitzkarte) stellen. Dazu braucht man aber erst noch ein paar Dinge bzw. muss einige Voraussetzungen erfüllen. Ist die Regelmäßigkeit gegeben und eine Waffensachkundeprüfung abgelegt, kann man beim Verband ein sogenanntes „Bedürfnis“ (Bedürfnis bedeutet in diesem Fall, dass der BSSB (Bayerische Sportschützenbund) bestätig das man als Sportschütze tätig ist und zur Ausübung des Sports ein Bedürfnis auf eine eigene Sportwaffe besteht.) beantragen, damit geht man dann später zum Amt. Die Behörde prüft dann das Führungszeugnis und ob aktuell irgendwelche Verfahren gegen den Antragsteller laufen. Ist das der Fall geht erstmal nichts bis Abschluss eines laufenden Verfahrens. Außerdem muss man als Antragsteller die Möglichkeit zur richtigen Aufbewahrung der Waffen nachweisen die man zukünftig erwerben möchte. Das hieß bei mir damals noch einen Kurzwaffenschrank der Klasse B kaufen (c.250€), montieren, Bild machen und dann Bild und Rechnung dem Sachbearbeiter vorlegen. Im Juni 2017 wurden die Bestimmungen zur Aufbewahrung von Waffen übrigens geändert, jetzt ist mindestens ein Schrank (Safe) der Klasse 0 notwendig. Aber das lernt man auch bei der Waffensachkunde.

Nachdem ich alle Voraussetzungen geschaffen hatte und es immer noch drei Monate Bis Dezember 2016 waren, verlor ich zwischendurch ein wenig die Lust. Irgendwann kommt der Punkt wo man keine Lust mehr hat mit den Vereinswaffen zu schießen, bei denen leider auch immer wieder die Visierung verstellt wird, man will dann einfach was eigenes!

Es empfiehlt sich übrigens eine Sportwaffe nicht einfach aus dem Katalog zu kaufen, man sollte im Laufe des Jahres möglichst viele verschiedene Waffen ausprobieren um zu sehen was einem persönlich am besten liegt. Eine Beratung vor dem Kauf durch erfahrene Vereinsmitglieder ist auch nicht verkehrt, schließlich sind die Dinger teuer und dann soll’s halt auch passen!

Am ersten Dezember 2016 war es dann endlich soweit, ich hatte mir extra freigenommen, fuhr ins Landratsamt und habe alle Formalitäten erledigt. Mit meiner nagelneuen WBK ging es dann unmittelbar zu Frankonia, das vorbestellte Sportgerät abholen. Dann wieder zurück ins Amt, den Eintrag bestätigen lassen. Und fertig! Die erste eigene Waffe ist da.

Klar ist der Weg lang und man muss auch den einen oder anderen Euro ausgeben für Gebühren, Lehrgang, Safe, Bedürfnis, die WBK usw. Aber das ist auch völlig in Ordnung so, denn der Zugang zu einer Waffe soll nicht einfach sein, den muss man sich verdienen!

Natürlich habe ich die Neuerwerbung noch am selben Abend ausgiebig ausprobiert und danach selbstverständlich liebevoll geputzt. Nach kurzer Eingewöhnungszeit machte es mit der Neuen natürlich auch wieder richtig Spaß und die Ergebnisse wurden auch immer besser. Bei der Gaumeisterschaft 2017 war ich erstmals mit eigenem Gerät am Start und schon lief es deutlich besser.

Insgesamt hat es bei mir vom Schnupperschießen im September 2015 bis Dezember 2016 gedauert bis ich meine WBK in der Hand hatte, aber das war’s wert! Das einzige was ich in dem Zusammenhang bereue ist, dass ich nicht schon viel früher mit dem Schießsport angefangen habe

Mike Geiger